Borderlands 4 ist ein Spiel, das ganz offensichtlich mit sich selbst ringt. Es ist eine direkte Reaktion auf Borderlands 3, also auf dessen negative Kritik und das Feedback aus der Community. Es schlägt nun voll in jene Richtung aus, die es seit Borderlands 2 nur angedeutet hatte. Es ist ein Paradebeispiel dafür, wie man ein Spiel nicht schreibt: Vollgestopft mit aufdringlichen Gags, die krampfhaft lustig sein wollen, untermalt von einer überheblichen Selbstsicherheit, die allein darauf basiert, dass es ohnehin egal ist, was Gearbox veröffentlicht, weil es sich sowieso verkauft.
Borderlands 4 ist das Ergebnis dieses erschütterten Selbstvertrauens, aber es kann die fast zwanzig Jahre Ballast, die die Serie inzwischen mit sich herumschleppt, nicht abwerfen. Gearbox fährt diesen Zug seit 2008. Er braucht endlich eine Generalüberholung und nicht noch ein paar Flickstellen aus Duck Tape, die das Ganze nur notdürftig zusammenhalten.
Der Ruf des Spiels hat natürlich auch nicht davon profitiert, dass Spielerinnen und Spieler über zahlreiche Performance-Probleme, Abstürze und Bugs beim Release berichtet haben.
Die gute Nachricht in diesem Review ist, dass Gearbox bei der Erzählweise spürbar dazugelernt hat. Das Spiel hat den Humor zurückgefahren und lässt seinen Momenten endlich Luft zum Atmen, statt sie sofort mit einem dummen Spruch zu zerstören. Der Ton ist erwachsener, düsterer, was allerdings auch unbeabsichtigte Folgen hat.
Borderlands 4 Review

Borderlands 4 präsentiert sich nicht als schwarze Komödie und hat auch gar nicht die Fähigkeiten, eine zu sein. Stattdessen rutschen die „dunklen“ Momente oft in die Stimmung alter Independent-Comics der 1990er-Jahre ab. Sie waren so trostlos, dass ich nur die Augen verdrehen konnte, während die Sprecherin meiner Spielfigur Vex eine leidenschaftliche Rede über die Situation hielt.
Das zieht sich bis in die Hauptstory, die mit einem seltsamen Drang durch ihre Klischees hetzt. So, als wüsste das Spiel, dass die Geschichte nur Dekoration ist, die bald weggeräumt wird. Das ist eigenartig, denn vieles, was man während der Entwicklung gehört hatte, klang nach einer bewussten Abkehr vom Stil, der wirkte, als wäre das Skript auf Reddit geschrieben und von allem inspiriert, was Randy Pitchford in der Woche auf Twitter sah.
Und doch gibt es diese anderen Momente, in denen Borderlands 4 plötzlich Geschichten erzählt, die fast schon Star-Trek-artige Sci-Fi-Dilemmata aufwerfen, wie etwa über eine intelligente Rakete, die herausfinden will, ob sie ein Blindgänger ist. Oder eine Schnitzeljagd rund um einen mysteriösen Verkaufsautomaten, die mich mit ihren Rätseln tatsächlich ein wenig stutzen ließ. In diesen kleineren, fokussierten Episoden blitzt das alte Genie kurz auf, weshalb es auch umso frustrierender ist, dass das Spiel überhaupt eine „Hauptmission“ braucht.
Die Hauptstory von Borderlands 4 ohne Wucht
Die Hauptmission wirkt schlaff. Figuren tauchen auf, verschwinden gleich wieder oder bleiben viel zu lange. Im Lauf des Spiels trifft man auf drei große Anführer der gegnerischen Fraktionen. Nur einer von ihnen bleibt wirklich hängen. Idolator Sol, der erste Schurke, dessen Auftritt durch eine kleine, gelungene Wendung zumindest kurz überrascht.

Aber selbst wenn der Humor diesmal die dramatischen Szenen nicht untergräbt, das Kampfsystem tut es. Eine Bombardierungsszene zu Beginn des Spiels verliert jede Spannung, sobald klar wird, dass sie erst endet, wenn auch der letzte Gegner besiegt ist. Nur ist es ein „Badass“, der noch eine zusätzliche Minute braucht, bis er endlich fällt und damit jede Spannung aus der Szene zieht.
Auch sonst werden vermeintlich wichtige Momente vom Spiel selbst entwertet. Diese Figur kann nicht sterben, sonst könnte sie mir nachher ja keinen Auftrag mehr geben. Nie hatte ich in Borderlands 4 das Gefühl, dass mein Handeln wirklich Konsequenzen hat. Wenn jemand durch mein Versagen stirbt, wird das einfach ignoriert.
So bleibt alles bei dieser Themenpark-Atmosphäre, mit der die Serie seit Jahren kämpft. Borderlands 4 will, dass man jede Attraktion sieht, aber gerade dadurch verliert es jeden Biss und jede Bedrohung, die es am Anfang vorgibt. Was bleibt, ist eine ständige Reizüberflutung.
Die Borderlands 4 Story
Nach einer Weile, als ich das Land Kairos bereiste, war ich nur noch genervt. Die Welt wirkt leer und eintönig, und durchzukommen ist ein einziger Krampf. Mehrmals bin ich irgendwo abgestürzt und kam nicht mehr hoch. Also blieb mir nichts anderes übrig, als 15 Minuten Umweg zu laufen, um denselben Felsen wieder zu erklimmen.
Dabei hat das Spiel einen Enterhaken eingeführt, der aber fast nie benutzt wird. Zwar sollte das System eigentlich für mehr Bewegungsfreiheit sorgen, aber am Ende bleibt alles so träge wie eh und je. Es gibt keine Gegner, die man entern kann, nur kleine Explosionsfässer, die meistens zu wenig Schaden anrichten oder ihr Ziel verfehlen.
Wenn das Spiel den Enterhaken doch mal nutzt, ist alles streng geskriptet. Keine Freiheit, kein Schwung, kein echtes Momentum und man landet sofort wieder auf dem Boden. Das fühlt sich steif, unbeholfen und vor allem nutzlos an.
Auch der Kampf schwankt extrem in seiner Qualität. Manchmal verschmelzen Bewegung, Waffengefühl und Gegnerwellen zu einem kurzen Flow-Moment. Dann taucht die nächste Welle auf und alles zieht sich wieder endlos. Der Kern von Borderlands 4, der Loot, bleibt dabei enttäuschend dünn, vor allem im Vergleich zu anderen Spielen im selben Genre.
Beute, die nichts mehr hermacht

Ich liebe Loot-Games und Action-RPGs und habe unzählige Stunden in Titeln verbracht, die Loots einfach besser machen. Borderlands 4 behauptet in jeder Werbefolie, alles drehe sich um den Loot. Doch er ist langweilig, oft enttäuschend, und dient nur dazu, die wenigen brauchbaren Items wie Edelsteine im Misthaufen glänzen zu lassen.
Spiele wie Path of Exile oder Diablo haben längst gezeigt, wie man Loot-Systeme interessant gestaltet. Borderlands hingegen klammert sich an seine alte Formel, die heutzutage einfach altbacken wirkt.
Nach jedem Kampf liegen Dutzende Waffen herum und man verbringt ewig damit, die schwebenden Menüs darüber zu lesen. Wie in Path of Exile ist aber das meiste davon nutzlos. Nur dass dort die Filter helfen, den Bildschirm zu säubern und nur das einzublenden, was wirklich interessant ist. So etwas fehlt in Borderlands 4 völlig.
Trotz des großen Fokus auf die Loots gibt es keine Möglichkeit, sich mit einer Waffe, die man gefunden hat, wirklich anzufreunden. Es gibt nur wenige Optionen, die Waffen aufzurüsten oder zu verändern, an die ich mich gewöhnt hatte, und deren Schadenswerte reichten irgendwann einfach nicht mehr aus.
Eine Schrotflinte, die sich fantastisch anfühlte und einen großartigen alternativen Feuermodus hatte, musste ich verschrotten, weil sie schlicht nicht mehr spielbar war. Jede Schrotflinte, die ich dann später bekam, fühlte sich nie richtig an oder hatte irgendeine schräge Eigenheit, die sie nerviger machte, als dass sie Spaß brachte.
Die Borderlands 4 Waffen sind nicht gerade überwältigend
Selten hatte ich das Gefühl, mich mit einem Waffen-Set wirklich wohlzufühlen. Alles wirkt, als wolle es einem Steine in den Weg legen. So, als hätte jemand das Konzept von Risiko und Belohnung übertrieben und so lange angepasst, bis es einfach nur noch nervt.
Oft hat eine Waffe fantastische Eigenschaften, wird dann aber mit einem nervigen Zusatz verflucht. Zum Beispiel, dass man sie erst aufladen muss, bevor sie feuert und dann schießt sie nur automatisch ohne die Möglichkeit, präzise Einzelschüsse abzugeben.
Wenn man wissen will, wie sich Borderlands 4 anfühlt, hier mein Erlebnis am Ende des Spiels:
Am Ende stand ich in einem Raum mit vier riesigen Loot-Kisten, die meine Belohnung für den besiegten Boss sein sollten. Ich öffnete sie und bekam fast nur zweitklassige Items und eine legendäre Waffe, die jedoch im aktuellen Spielabschnitt unbrauchbar war.
Dann zwang mich das Spiel, eine frühere Mission erneut zu spielen, zwar mit leichten Abwandlungen, aber immer noch denselben uralten Dialogen und den üblichen Wartezeiten. Der Aufwand stand in keinem Verhältnis zur Belohnung.
Fazit
Von den rund 2,5 Millionen Spielerinnen und Spielern, die Borderlands 4 ausprobiert haben, dürften viele erkannt haben, dass dieses Spiel zwar anders sein will, nach fast 20 Jahren aber immer noch dieselbe Nummer abzieht. Es macht ein paar Schritte in die richtige Richtung, aber insgesamt braucht die Serie eine komplette Generalüberholung.
Ich weiß nicht, wohin das von hier aus noch führen kann, aber so geht es nicht weiter. Noch so einen trägen Shooter mit einem veralteten Loot-System halte ich nicht mehr aus.
Ich weiß nicht, ob Borderlands künftig stärker in Richtung MMO geht oder verzweifelt versucht, seine alte Erzählform zu retten, aber die endlose Wiederholung in jedem Spiel hat mir den Spaß längst ausgetrieben. Ich kann kaum noch sagen, was Borderlands brauchen würde, denn seit 2008 läuft das Game in einem zähen Kreis aus immer denselben, langsam verformten Ideen. Und wenn sich mal etwas ändert, dann meistens zum Schlechteren.
Ich habe über fünfzig Stunden in Borderlands 4 gesteckt und am Ende war meine einzige Belohnung eine legendäre Waffe, die ich sofort wieder weggeworfen habe. Das ist Borderlands 4.
Positiv | Negativ |
Weniger nerviger Humor | Immer noch zu sehr Borderlands (im schlechten Sinn) |
Manche Szenen wirklich emotional gelungen | Nervt einfach durchgehend |
Loot steht nur auf dem Papier im Mittelpunkt. Am Ende bleibt nur das ewige Farmen nach neuer Ausrüstung. | |
Sich in der Welt zu bewegen, kann stellenweise richtig frustrierend sein. |