Auf den ersten Blick hüllt euch ILA: A Frosty Glide in die warme Umarmung eines perfekten und sehr bequemen Spiels. Entwickelt von Magic Rain Studios, erzählt das Spiel eine einfache, aber herzerwärmende Geschichte: Ihr schlüpft in die Rolle von Ila, einer jungen Hexe in Ausbildung. Sie landet auf einer verträumten, schneebedeckten Insel, um ihre verschwundene Katze Coco zu finden.
Die Welt, gestaltet in einem charmant blockigen und polygonalen Stil, erinnert an ein modernes PlayStation Abenteuer der frühen 2000er. Dazu erklingt ein sanfter Soundtrack, der euch sofort das Gefühl gibt, auf eine entspannte Reise zu gehen. Alles wirkt vertraut und einladend, was ein klarer Gruß an Genre Highlights wie A Short Hike ist. Doch unter dieser sanften Oberfläche verbirgt sich ein tieferer emotionaler Kern.
Die Suche nach Coco ist weit mehr als eine einfache Rettungsmission. Sie wird zu einer introspektiven Reise, eng verknüpft mit Ilas Trauer um ihre kürzlich verstorbene Mutter. Dies war für Coco die letzte lebende Verbindung. Diese emotionale Tiefe verleiht selbst dem simplen Erkunden Gewicht und Bedeutung. Das Spiel schafft damit einen behutsamen Ort, in dem ihr euch mit Themen wie Verlust, Erinnerung und Familie auseinandersetzen könnt, und zwar ohne dass es je zu schwer oder aufdringlich wirkt.
Der Skatebroom – Einfach, genial und unvergesslich
Das Herzstück von ILA: A Frosty Glide ist der sogenannte „Skatebroom“. Sogar zu Beginn unserer Rezension war dies sofort der größte Triumph. Dabei handelt es sich nicht einfach um eine Flugmechanik, sondern um ein fein abgestimmtes System aus Schwung, Balance und Bewegung, das sich einfach fantastisch anfühlt.
Die Entwickler, selbstverständlich große Skateboard Fans, haben ihren Fokus klar auf den reinen Spaß an der Bewegung gelegt, und das merkt man sofort. Über Schneehügel zu gleiten, durch die Luft zu wirbeln oder mit einem kräftigen Schlag auf den Boden zu landen, um Sammelobjekte zu finden. All das fühlt sich sofort intuitiv und befriedigend an.
Die Steuerung ist präzise und reaktionsschnell, sodass ihr euch flüssig über die Landschaft bewegt, was sich fast wie ein rhythmischer Tanz angefühlt hat. Eine besonders clevere Idee erlaubt es euch, den Besen in vereiste Klippen zu rammen, um euch daran festzuhalten und euch dann mit Schwung höher und weiter zu katapultieren. Dieses kleine Detail verleiht der Erkundung eine zusätzliche Geschicklichkeitsebene, die motiviert, zu experimentieren und besser zu werden.
Im Laufe des Spiels entdeckt ihr Upgrades, die euch zusätzliche Sprünge oder Boosts in der Luft gewähren. Dadurch öffnen sich neue, zuvor unerreichbare Plattformen und Geheimnisse. Ein klassischer, aber wunderbar funktionierender Loop aus Entdeckung und Belohnung.
Wenn ihr schließlich im Flow seid, durch die klare Bergluft gleitet und jede Bewegung sitzt, dann erreicht ILA: A Frosty Glide seine schönste Form: ein Spielgefühl, das fast schon meditativ wirkt. Doch leider wird dieses großartige Gefühl der Freiheit immer wieder abrupt unterbrochen…
Zwischen Entspannung und Frust: Wenn das bequeme Spiel die Nerven testet
Für ein Spiel, das sich als entspanntes, gemütliches Abenteuer präsentiert, hat ILA: A Frosty Glide überraschend bissige Momente. Immer wieder stoßt ihr auf anspruchsvolle Plattform Passagen, die so gar nicht zum sonst ruhigen Ton des Spiels passen.
Diese plötzlichen Schwierigkeits-Spitzen fordern nicht nur euer Können, sie wirken oft auch unfair, weil sie aus den technischen Schwächen des Spiels entstehen. Die fixe Kameraperspektive und der kantige Polygonstil mögen charmant aussehen, führen aber zu täuschenden Tiefenwahrnehmungen. Sprünge und Landungen werden dadurch zu einem Glücksspiel. Mehr als einmal bleibt die Kamera an einem Baum oder Felsen hängen. Natürlich genau dann, wenn ihr sie am dringendsten braucht. Was als Geschicklichkeitsprüfung gedacht war, wird so schnell zum Kampf gegen das Spiel selbst.
Auch die Rätsel können frustrieren: Manche sind schlecht erklärt oder verlangen, dass ihr Gegenstände an völlig unlogischen Orten findet. Statt das Gefühl zu genießen, dass man etwas entdeckt und erforscht, bleibt da oft nur planloses Umherirren. Nicht aus Neugier, sondern weil es notwendig ist, um weiterzukommen.
Dieser Identitätskonflikt gipfelt im Finale des Spiels. Ursprünglich wartete dort eine lange Snowboard Abfahrt, die millimetergenaues Timing ohne Checkpoints verlangte. Ein einziger Fehler bedeutete den Neustart von ganz oben. Für viele war das eine frustrierende Tortur, die so gar nicht zu einem Spiel passte, das sonst kaum Strafen für Fehler kennt.
Zum Glück reagierten die Entwickler schnell: Ein Patch senkte die Schwierigkeit dieses Abschnitts, wodurch das Ende jetzt fairer und stimmiger wirkt. Diese schnelle Reaktion ist lobenswert, doch dass der ursprüngliche Abschnitt es überhaupt ins Spiel geschafft hat, zeigt den inneren Widerspruch von ILA: A Frosty Glide, das nicht so recht weiß, ob es auch ein harter Plattformer sein möchte.
ILA: A Frosty Glide: Unser Fazit
ILA: A Frosty Glide ist ein Spiel mit zwei Gesichtern. Es bietet Momente purer Freude durch sein brillantes Fortbewegungssystem und bettet diese in eine Welt ein, die sowohl wunderschön anzusehen als auch emotional berührend ist. Denn wenn ihr einfach nur über die verschneiten Landschaften gleitet, könnt ihr eines der angenehmsten Indie Erlebnisse genießen, die ihr nur haben könnt.
Doch diese Glücksmomente werden immer wieder durch frustrierende Designentscheidungen und technische Eigenheiten ausgebremst, die so gar nicht zum gemütlichen Ton des Spiels passen. Mit einer Spielzeit von rund 3 bis 6 Stunden ist das Abenteuer zwar kurz und süß, doch genau das lässt die störenden Passagen umso stärker auffallen.
Das Spiel richtet sich an alle, die Erkundung und bewegungsbasiertes Plattforming lieben und genug Geduld mitbringen, um über ein paar Ecken und Kanten hinwegzusehen. Wenn ihr jedoch auf der Suche nach einem rein entspannten, stressfreien Erlebnis seid, könnte euch die unerwartete Schwierigkeit am Ende eher kaltlassen.
| Vorteile | Nachteile |
| Mitreißende und unglaublich spaßige „Skatebroom“ Mechanik, die jede Bewegung zum Vergnügen macht | Plötzliche Schwierigkeits-Spitzen, die nicht zum entspannten Ton des Spiels passen |
| Charmante, gemütliche Welt mit markantem Polygonstil und einem wundervollen, beruhigenden Soundtrack | Frustrierende Plattform- und Rätselabschnitte, die eher durch Designfehler als durch echtes Können herausfordern |
| Herzliche Geschichte, die Themen wie Verlust und familiäre Bindung reif und einfühlsam behandelt | Technische Probleme, insbesondere mit Kamera und Tiefenwahrnehmung, stören das Spielgefühl |
| Belohnende Erkundung mit vielen Geheimnissen und Sammelobjekten | Die kurze Spielzeit könnte gemessen am Preis einige abschrecken |
Plattformen: PC (Steam & Epic), PlayStation 5, Xbox Series X|S, Nintendo Switch
Entwickler: Magic Rain Studios
Publisher: First Break Labs
Erscheinungsdatum: 20. Oktober 2025
