NAVI stand in den vergangenen zwei Jahren im VALORANT eher am Beckenrand der großen Bühne. Auch von der VALORANT Game Changers Bühne, auf der es die europäischen Teams dieses Jahr schwer hatten, haben sie sich verabschiedet.
Der Name ist im Esport ein Schwergewicht, nur fand die Organisation im Riot-Shooter nicht mehr den Zugang zu jenen Spots, die man früher selbstverständlich beanspruchte. Die Präsentation des neuen Rosters für die VCT 2026 ist deshalb eine Art Neuanfang.
Zwei neue Spieler, ein erweitertes Coaching-Setup und ein klarer Bruch mit den trüben Monaten der Saison 2025. Der Umbau hat Hand und Fuß und wirkt weniger wie hektische Feuerwehrarbeit, sondern wie ein nüchternes Eingeständnis, dass man den Anschluss verpasst hat.
Filu und sociablEE sollen NAVI wieder schärfer machen
Filu hat sich seit 2021 durch den europäischen Wettkampf gearbeitet und dabei gelernt, wie hart EMEA wirklich spielt. Auf wirklich große Erfolge muss der Pole jedoch noch warten.
SociablEE bringt eine andere Energie. Er ist seit 2020 aktiver Bestandteil der türkischen und später der EMEA-Szene. Sein Spielstil ist bekannt für Mut und Instinkt. Er gewann den EMEA-Qualifier des Esports World Cups 2025 und erreichte mit BBL Esports solide Platzierungen in den VCT Stages. Eine Figur, die in entscheidenden Runden etwas Unvorhersehbares in die Waagschale legt. Genau diese Komponente fehlte NAVI 2025, als man zu oft sauber, aber zahnlos agierte.
Gemeinsam treffen die beiden auf ein Dreiergespann, das mechanisch stark ist, aber nie richtig zur Entfaltung kam. Shao, hiro und Ruxic bilden weiterhin den Kern. Sie haben Jahre an Erfahrung gesammelt, doch das Team schaffte es selten, dieses Fundament in echte Dominanz umzuwandeln.
Das Coaching-Team wird Happy
Happy steht seit Jahren für strategische Struktur und einen klaren Blick für die Rollenverteilung. Mit ihm bekommt NAVI einen Coach, der ein Team nicht nur leitet, sondern formt. An seiner Seite steht ANGE1, eine Szene-Legende, die nach seinem Karriereende nun komplett in die Trainerrolle wechselt. Er kennt das Innenleben des NAVI-Kosmos, versteht den Druck und bringt dasselbe Führungsverständnis mit, das ihn schon als aktiven IGL ausgezeichnet hat.
Chippy bleibt als Assistant Coach und schafft so die Brücke zwischen altem und neuem NAVI. Es ist eine Mischung aus frischem Wind und nötiger Kontinuität.
NAVIs Vergangenheit im VALORANT zeigt ein klares Muster
Ein Blick auf die Ergebnisse der vergangenen Jahre macht das Problem sichtbar. NAVI gewann 2022 den G-Loot VALORANT Clash und spielte 2023 beim Masters Tokyo. Danach wurde es dünner. Man war da, aber nie prägend. Die Ergebnisse rutschten in eine Zone ab, in der man nicht abstürzt, aber auch keinen Durchbruch erzielt. Die Saison 2025 brachte das Muster auf den Punkt: Platz 2 im BtcTurk GameFest und Platz 4 VCT 2025: EMEA Stage 2 und wieder kein Ticket für Champions. Ein Team im Niemandsland.
Die Liquipedia-Timeline bestätigt den Eindruck. NAVI ist präsent, aber nicht zwingend. Und genau das will man jetzt korrigieren.
Project Blender als erster Härtetest
Bevor die VCT offiziell beginnt, tritt NAVI im offenen Turnier Project Blender an. Dort mischen sich Tier eins, zwei und drei und liefern die Art von Chaos, die schonungslos offenlegt, wie stabil ein neues Team wirklich ist. Dort wird sich zeigen, ob die Kombination aus Filu und sociablEE zündet und wie schnell Happy und ANGE1 das Team auf Linie bringen können.
Der eigentliche Startschuss fällt aber am 20. Januar im VCT EMEA Kickoff. Dann zeigt sich, ob NAVI nur verschönert hat oder tatsächlich ein neues Fundament gelegt wurde.
Der Umbau hat Substanz, doch den Beweis muss NAVI erst liefern
Auf dem Papier wirkt das neue Roster sinnvoll. Es ist ausgewogener, erfahrener und hat zwei Spieler, die noch nicht am Zenit angekommen sind. Die Trainerbank ist tief und kompetent besetzt. Aber VALORANT lebt nicht von Papier. Die Region ist gnadenlos und die Konkurrenz hat keine Rücksicht auf große Namen.
NAVI hat sich neu aufgestellt. Jetzt muss das Team beweisen, dass es wieder zum Kreis der Mannschaften gehört, die nicht nur teilnehmen, sondern prägen.
