Die Videoplattform YouTube führt neue Glücksspiel-Richtlinien ein, um eine klare Grenze zwischen Gaming und Glücksspiel zu ziehen. Zum 17. November 2025 wird es eine umfassende Verschärfung der Richtlinien zu Glücksspiel- und Gaming-Inhalten geben. Die neuen Vorgaben markieren einen wichtigen Wendepunkt in der Plattformpolitik. Mit den neuen Richtlinien wird eine deutlich kritischere Haltung als bislang gegenüber Glücksspiel umgesetzt. Für alle Content-Anbieter, die Glücksspielinhalte vermarkten, wird YouTube unattraktiver.
Die neuen YouTube-Richtlinien zum Glücksspiel im Detail
In Zukunft wird YouTube drei Hauptbereiche strenger kontrollieren. Erstens geht es um Glücksspiel-Inhalte, bei denen virtuelle oder digitale Güter mit Geldwert eingesetzt oder beworben werden. Dazu gehören NFTs, Gaming-Skins und In-Game-Cosmetics. Wenn echtes Geld eingesetzt wird, fallen die Produkte unter die neuen Richtlinien.
Zweitens wird YouTube deutlich strenger gegen Social Casinos und Casino-Simulationen vorgehen. Der interessante Punkt dabei ist, dass es in diesem Fall nicht um echtes Geld gehen muss. Alle Inhalte, in denen Social Casinos vorkommen, erhalten automatisch eine Altersbeschränkung. Das ist ein wichtiger Schritt, der von Jugendschutz-Experten schon lange verlangt wird. Die Begründung ist, dass in den Social Casinos eine Gewöhnung an Casino-Spielmechaniken erfolgt. Davor sollen Kinder und Jugendliche geschützt werden.
Drittens verschärft YouTube die Regeln für Gaming-Videos, in denen realistische Gewalt gegen Menschen oder menschenähnliche Figuren gezeigt wird. Insbesondere sollen Videos eingeschränkt werden, bei denen derartige Szenen prominent oder über längere Zeit hervorgehoben werden. Die Darstellung extremer Gewalt in Gaming-Kontexten soll mit dieser neuen Richtlinie limitiert werden.
Paradigmatischer Wandel in YouTubes Glücksspiel-Richtlinien
Bislang galt bei YouTube, dass Glücksspiel-Inhalte nur dann strenger reguliert wurden, wenn sie direkt zu Glücksspiel-Websites führten. Das betraf etwa Influencer, die direkt für Online-Casinos warben. Doch die neuen Richtlinien gehen weit über diesen Ansatz hinaus. Anstatt nur die direkten Wege zum Glücksspiel zu begrenzen, werden nun auch indirekte Wege eingeschränkt.
Videos, in denen etwa gezeigt wird, wie mit Gaming-Skins gewettet wird oder NFTs in Spielen eingesetzt werden, werden in Zukunft entweder mit einer strengen Altersbeschränkung versehen oder gelöscht. Das gilt auch dann, wenn es keinen direkten Link zu einem Glücksspielanbieter gibt. Die neuen Einschränkungen gehen über das klassische Affiliate-Geschäft weit hinaus.
YouTube begründet die verschärften Richtlinien damit, dass es zunehmend zu einer Annäherung zwischen Gaming und Glücksspiel komme. Ein prominentes Spiel wie Counter-Strike 2 ist ein gutes Beispiel dafür, dass fast schon so etwas wie ein paralleles Glücksspielsystem mit Skin-Wetten entstanden ist. Verstärkt wurde dieser Trend durch den jungen NFT-Markt, der es noch leichter macht, mit digitalen Vermögenswerten real zu handeln.
Jugendschutz als wichtiges Ziel
Jugendschutz ist bei YouTube zwar traditionell ein wichtiges Thema. Videos mit problematischen Inhalten werden nicht veröffentlicht oder schnell gesperrt. Allerdings gab es beim Glücksspiel bislang doch einige Lücken, auch weil es starke Schnittstellen zu Gaming-Inhalten gibt. Mit den neuen Richtlinien werden einige dieser Lücken geschlossen, sodass es für Kinder und Jugendliche wesentlich schwieriger wird, Glücksspiel-Inhalte zu finden.
YouTube hat es sich zum Ziel gesetzt, verantwortungsvoll mit potenziell suchtfördernden Inhalten umzugehen. Zwar sind bei Kindern und Jugendlichen immer auch die Eltern zuständig. Aber nicht immer ist die nötige Kompetenz vorhanden, sodass es richtig und wichtig ist, dass YouTube dafür sorgt, dass problematische Inhalte gar nicht erst Minderjährigen zugänglich gemacht werden.
Content Creator im Gaming- und Glücksspielbereich müssen sich umstellen
Alle Content Creator, die Inhalte rund um eSports, Gaming, Sportwetten, Casinos und Glücksspiele kreieren, sind gut beraten, sich intensiv mit den neuen Richtlinien auseinanderzusetzen. Einige Geschäftsmodelle werden wahrscheinlich nicht mehr oder deutlich schlechter funktionieren. YouTube hat angekündigt, problematische Inhalte nicht zu veröffentlichen oder für Minderjährige zu sperren. Auch eine De-Monetarisierung ist bei problematischen Inhalten wahrscheinlich.
Die neuen Richtlinien gelten nicht nur für neue, sondern auch für bestehende Videos. Zwar will YouTube den Anbietern der problematischen Videos die Möglichkeit einräumen, Nachbesserungen durchzuführen. Aber dies wird nicht immer praktikabel sein. Zudem gibt es Geschäftsmodelle, die mit Nachbesserungen auf Basis der neuen Richtlinien nicht mehr funktionieren werden. Das kann für YouTube und den allgemeinen Jugendschutz nur gut sein. Aber einige Content Creator werden sich nach neuen Betätigungsfeldern umschauen müssen. Das betrifft insbesondere YouTuber, die sich bevorzugt mit Lootboxen und Social Casinos beschäftigen.
Glücksspielwerbung in Deutschland schon lange stark eingeschränkt
Auch deutsche Content Creator könnten von den neuen Richtlinien an einen oder anderen Stelle betroffen sein. Insbesondere im Gaming-Bereich wird es einige Akteure geben, die in den kommenden Wochen unangenehme Erfahrungen machen werden. Aber was die reine Glücksspielwerbung angeht, wird sich kaum etwas ändern.
Schon jetzt ist Glücksspielwerbung über Influencer in Deutschland verboten. Die Zeiten, in denen sich Casino-Streamer wie MontanaBlack und Knossi eine goldene Nase verdienten, sind lange vorbei. Zudem hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass andere Plattformen oft nachziehen, wenn YouTube vorlegt. Eine spannende Frage in diesem Zusammenhang ist etwa, ob Twitch in naher Zukunft ähnliche Richtlinien erlassen wird.
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