Die niederländische Banijay Group übernimmt Tipico. Die Ankündigung des größten M&A-Events der vergangenen Jahre auf dem europäischen Glücksspielmarkt schlägt Wellen. Der Finanzinvestor CVC verkauft den deutschen Glücksspielanbieter für 4,6 Milliarden € an den Unterhaltungskonzern. Die Banijay Group besitzt bereits den Glücksspielanbieter Betclic. Für deutsche Spieler hat der Tipico-Deal erhebliche Folgen.
Marktkonzentration durch Verschmelzung von Banijay Group und Tipico
Tipico ist auf dem der größte Buchmacher auf dem deutschen Sportwettenmarkt. Nach Angaben des Buchmachers wird jede zweite Sportwette in Deutschland über Tipico abgewickelt. Selbst wenn die Angabe etwas übertrieben sein sollte, ist es unumstritten, dass Tipico einen erheblichen Marktanteil hat. Mit einem Umsatz von 1,3 Milliarden Euro im Jahr 2024 und mehr als 1.250 Wettfilialen ist der im Jahr 2004 gegründete Glücksspielanbieter exzellent aufgestellt.
Durch die Übernahme der österreichischen Plattform Admiral mit 346 Millionen Euro Jahresumsatz im September 2025 konnte Tipico bereits die Position auf dem deutschen Markt deutlich stärken. Die Banijay Group lag im Jahr 2024 bei einem Gesamtumsatz von 3,0 Milliarden Euro, einem EBITDA von 854 Millionen und einem Free Cashflow von 716 Millionen Euro. Geplant ist, dass die Banijay Group 65 % nach der Fusion behält. Geplant ist allerdings schon, den Anteil auf 72 % zu erhöhen.
In der Konsequenz bedeutet dies, dass die Banijay Group mit Tipico im Portfolio der viertgrößte Anbieter von Online-Sportwetten und Online-Glücksspielen in Europa sein wird.
Mit Synergien gegen Kostendruck
Bei der Vorstellung der Pläne zur Fusion der beiden Unternehmen spielte das Thema Synergien eine große Rolle. Banijay erwartet, dass jährlich durch Synergien 100 Millionen Euro an Kosten eingespart werden können. Dabei geht es insbesondere darum, dass der Kostenaufwand für die Systeme, die zum Betrieb der Sportwetten-Plattform und Casino-Plattformen genutzt werden, kleiner werden, da ein Teil aufgrund von Redundanzen wegfallen wird.
Allerdings wies Tipico-Boss Axel Hefer darauf hin, dass keine Entlassungen geplant seien. Auch in Zukunft sollen die Plattformen national geführt werden. Es gibt allerdings andere Stellschrauben, mit denen die Kosten reduziert werden können.
Derzeit ist Tipico einer der wenigen Buchmacher, die keine Gebühr verlangen, um die Wettsteuer zu bezahlen. Das könnte sich in Zukunft ändern. Vielleicht werden auch die Quoten reduziert, um die Gewinnmarge zu erhöhen. Aufgrund der Marktmacht der künftigen Banijay Group könnte es einfacher sein, die Kosten für die Kunden zu erhöhen, ohne negative Effekte zu verursachen.
Deal muss von Kartellämtern abgesegnet werden
Der Merger von Banijay und Tipico ist rechtlich keine einfache Aufgabe. Die Umsetzung der Fusion soll bis Mitte 2026 abgeschlossen sein. Allerdings gibt es zwei große Hürden, die den Deal noch stoppen können. Die Kartellämter in Österreich und Deutschland werden genau hinschauen, um zu verhindern, dass eine übermäßig hohe Marktmacht auf ihren Märkten entsteht.
In Österreich ist bereits relativ klar, dass dies zum Verkauf einiger Wettshops und zur Umstrukturierung einiger Franchise-Shops führen wird. Das Bundeskartellamt in Deutschland muss sich hingegen noch zur geplanten Fusion äußern. Ein zentraler Punkt: Es wird erwartet, dass die Banijay Group ihren 54-Prozent-Anteil am Glücksspielanbieter Bet-at-Home verkaufen muss. Dies ist dem Vernehmen nach bereits geplant.
Auswirkungen auf den Spielerschutz und die Kanalisierung
Was bedeutet es für den regulierten Glücksspielmarkt in Deutschland, wenn ein großer Teil des Marktes von einem Konzern kontrolliert wird? Wenn ein Markt zu stark von einem Anbieter dominiert wird, kann dies dazu führen, dass die Attraktivität insgesamt leidet. Deswegen ist es wichtig, dass das Bundeskartellamt enge Grenzen setzt und den Wettbewerb gewährleistet.
Schon jetzt gibt es ein erhebliches Schwarzmarkt-Problem in Deutschland. Experten schätzen die realistische Kanalisierungsrate auf 35 bis 50 %, auch wenn die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) einen deutlich höheren Wert angibt.
Beeindruckende Wertsteigerung von Tipico
Der Wert von Tipico ist zwischen 2016 und 2025 von 1,4 Milliarden Euro auf 4,6 Milliarden Euro gestiegen. Das entspricht einer Steigerung um 228 % in nicht einmal einem Jahrzehnt. Das ist eine exzellente Entwicklung, zumal die Konkurrenz bei Glücksspielen und Sportwetten groß ist. Viele Konkurrenten von Tipico haben Schwierigkeiten auf dem deutschen Glücksspielmarkt, denn durch die Glücksspiel- und Wettsteuer ist es schwierig für die lizenzierten Anbieter, mit dem nicht regulierten Markt zu konkurrieren.
Marktkonsolidierung als normale Tendenz
Der Online-Glücksspielmarkt ist etwas mehr als zwei Jahrzehnte alt. Es ist normal, dass es nach einer Anfangsphase mit vielen unterschiedlichen Anbietern und Marken zu einer Konsolidierung kommt, an deren Ende wenige Anbieter übrigbleiben. Diese Tendenz lässt sich auch in anderen Branchen beobachten.
Entscheidend wird es sein, eine Monopolisierung zu verhindern. Für die Spieler ist es nicht immer einfach zu sehen, welches Unternehmen hinter einem Angebot steht. Eine Lösung, um die Monopolbildung zu verhindern, könnte darin bestehen, den Glücksspielmarkt liberaler zu regulieren.
In Österreich wird derzeit intensiv über eine Auflösung des staatlichen Glücksspielmonopols zugunsten eines Lizenzsystems wie in Deutschland debattiert. In Deutschland steht die Evaluierung des Glücksspielstaatsvertrags 2021 an, in deren Rahmen auch diskutiert werden muss, ob es nicht sinnvoller wäre, die Regulierung etwas liberaler zu gestalten, um den Schwarzmarkt zu verringern und mehr Konkurrenz zu ermöglichen.
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