In Nordrhein-Westfalen gibt es ein erhebliches Problem mit manipulierten Spielautomaten, die von einschlägig bekannten Clans betrieben werden. Mittlerweile sind die illegalen Slots ein wichtiger Baustein der organisierten Kriminalität. Millionenbeträge fließen in die Taschen der beteiligten Clans. Zudem werden Spielautomaten auch zur Geldwäsche eingesetzt. Die Sicherheitsbehörden in NRW stehen vor einer großen Herausforderung. Aber immerhin scheint man das Problem nun erkannt zu haben.
Immer wieder illegale Slots bei Durchsuchungen
In den vergangenen Jahren ist bei den Sicherheitsbehörden in NRW eine wichtige Erkenntnis gewachsen: Bei fast jeder größeren Durchsuchung finden die Beamten manipulierte Spielautomaten. Lange Zeit wurde dieses Phänomen als Nebensache abgetan. Doch mittlerweile erhärtet sich der Verdacht, dass das illegale Glücksspiel ein zentrales Betätigungsfeld der organisierten Kriminalität in NRW darstellt.
Als Einnahmequelle und als Instrument zur Geldwäsche dienen die Geldautomaten gleich doppelt den Zwecken der Clankriminalität. Das Geschäft ist unkompliziert und mobil. Die Automaten werden buchstäblich mit Sackkarren in Gaststätten und in Hinterzimmer manövriert. Anschließend werden die Geräte eingesteckt, gestartet und schon ist eine sprudelnde Geldquelle für die organisierte Kriminalität im Einsatz.
Für Kriminelle ist es ein erheblicher Vorteil, dass Spielautomaten Bargeldumsätze generieren, die sich kaum nachverfolgen lassen. Es handelt sich um Geld, das nicht im Bankensystem transferiert wird. Aber wenn etwa eine Spielhalle oder eine Gaststätte Bargeldeinnahmen aus einem Automaten verbucht, lässt es sich vollkommen unkompliziert in die legale Wirtschaft einführen.
Illegale Spielautomaten sind eine wahre Goldgrube
Bei der Polizei in NRW geht man davon aus, dass ein illegaler Spielautomat an einem guten Standort monatlich zwischen 9.000 und 14.000 € einspielt. Einzelne Geräte können aber wesentlich höhere Summen einbringen. Natürlich wird das Geld größtenteils steuerfrei verbucht, denn das Finanzamt bekommt im Normalfall nicht viel zu sehen, außer es geht bewusst darum, Geldwäsche zu betreiben. Aber üblicherweise wird ein großer Teil des Geldes am Fiskus vorbei kassiert.
Als negatives Paradebeispiel nennt die Polizei NRW einen Spielautomaten, der nachweislich innerhalb eines Jahres einen Gewinn von 423.000 € erwirtschaftet hat. Bei diesem speziellen Gerät lag der monatliche Gewinn bei beeindruckenden 35.000 €. In Nordrhein-Westfalen sollen nach Polizeiangaben etwa 40.000 illegale Slots stehen. Damit ist NRW ein Zentrum des illegalen Glücksspiels, denn bundesweit soll die Zahl der illegalen Spielautomaten bei etwa 60.000 liegen.
In ganz Deutschland gibt es etwa 180.000 legale Spielautomaten. Am Verhältnis zwischen legalen und illegalen Spielgeräten wird schon die Größe des Problems deutlich. Es gibt ernstzunehmende Studien, die den Anteil des Schwarzmarkts im terrestrischen Spielautomaten-Geschäft bei 40 bis 50 % sehen. Das scheint angesichts der Zahlen in NRW nicht aus der Luft gegriffen zu sein.
Spektakuläre Geschäfte mit illegalen Slots
Der Reingewinn, den die kriminelle Szene mit illegalen Spielautomaten erwirtschaftet, soll bei etwa 3 Milliarden € jährlich liegen. Diese Zahl sollte jedem Leser verdeutlichen, dass es sich nicht um Bagatellkriminalität handelt. Vielmehr wird mit illegalem Glücksspiel ein riesiges Geschäft gemacht. Als Geschädigte bleiben die Spieler und der Staat, dem Steuereinnahmen in erheblicher Höhe entgehen, zurück.
Oft gibt es rund um das illegale Glücksspiel auch noch weitere Geschäfte. Die Polizei berichtet etwa von Geldverleihern, die größere Summen mit einem Zinssatz von 50 % pro Woche an Spieler verteilen. Es versteht sich von selbst, dass diese Spieler oftmals in erhebliche Schwierigkeiten geraten und Haus und Hof verlieren. Die kriminelle Szene bereichert sich ruchlos an Spielsüchtigen, die von den vermeintlich hohen Gewinnmöglichkeiten angelockt werden.
Problematische Glücksspielregulierung als Ursache?
Seit Jahren überbieten sich Politiker in Deutschland mit Forderungen nach einer möglichst strengen Glücksspielregulierung. Das betrifft nicht nur das Online-Glücksspiel, sondern auch das terrestrische Glücksspiel. Die legalen Angebote sind für viele Spieler uninteressant, da sie weder hohe Einsätze noch hohes Tempo ermöglichen. Das mag für sich genommen durchaus gut begründbar sein. Aber angesichts der Größe des illegalen Marktes stellt sich die Frage, ob eine liberalere Glücksspielregulierung nicht zu einem besseren Spielerschutz führen würde.
Deswegen fordert der Dachverband Die Deutsche Automatenwirtschaft (DAW) schon seit Jahren, dass das legale Angebot gestärkt werden muss, um den Schwarzmarkt unattraktiver zu machen. Spielerschutz sollte nicht theoretisch, also nur für das legale Angebot, sondern praktisch, unter Einbeziehung des Schwarzmarkts, beurteilt werden.
Das findet jedoch kaum statt. Die meisten Politiker erfreuen sich daran, dass die Steuereinnahmen in vielen Bereichen des legalen Glücksspiels stagnieren oder sinken. Diese Tendenz lässt sich auch beim Online-Glücksspiel in Deutschland beobachten. Dass gleichzeitig der Schwarzmarkt online und offline ungebremst wächst, scheint nur eine Nebensache zu sein.
Um zu verdeutlichen, wie groß die Gefahren aktuell sind, genügt ein einfaches Beispiel: An einem illegalen Spielautomaten ist es möglich, innerhalb weniger Stunden 3.000 € oder mehr zu verlieren. Um eine derartige Summe an einem legalen Spielautomaten zu verlieren, sind etwa 50 Stunden erforderlich. Allein das zeigt schon, wie gefährlich die illegalen Slots sind.
Kriminelle Clans als große Profiteure
In erstaunlicher Regelmäßigkeit wird über kriminelle Clans in NRW und anderen Teilen Deutschlands berichtet. Doch der Staat zeigt sich oft machtlos gegen die Aktivitäten dieser Clans. Dabei wäre es gerade beim illegalen Glücksspiel durchaus möglich, wesentlich effektiver zu arbeiten. Zum einen müsste die Glücksspielregulierung verändert werden, um das legale Angebot attraktiver für Spieler zu machen. Das allein würde schon dazu führen, dass die illegalen Slots weniger interessant für viele Spieler werden.
Dazu müsste allerdings auch der Schwarzmarkt wesentlich stärker als bislang bekämpft werden. Wie kann es sein, dass allein in NRW ungefähr 40.000 illegale Spielautomaten stehen, mit denen der Staat und Spieler täglich betrogen werden? Das ist ein unerträglicher Zustand, aber Polizei und Politik zeigen sich machtlos. Ab und zu findet einmal eine Razzia statt, aber eine groß angelegte Strategie ist nicht zu erkennen.
