Dänemark wird gerne von Experten als Beispiel für eine gelungene Regulierung des Online-Glücksspiels genannt. Eine hohe Kanalisierungsrate, ein attraktiver legaler Markt und ein wirkungsvoller Spielerschutz sind dabei die Kernpunkte. Doch damit könnte es bald vorbei sein, denn die dänische Regierung hat mit „Spilpakken 1“ ein Maßnahmenpaket auf den Weg gebracht, das die Glücksspielregulierung erheblich verschärfen soll. Die Branche reagiert empört.
Erhebliche Verschärfungen des Online-Glücksspiels geplant
In Zukunft soll es in Dänemark verboten sein, Sportwetten in Live-Übertragungen zu bewerben. Dazu soll auch die Außenwerbung deutlich verringert werden mit strengeren Regeln. Zudem ist es geplant, Free-to-Play-Boni erheblich zu begrenzen. Aus Sicht vieler Branchenvertreter markiert der neue Plan eine Wende, die am Ende dazu führen könnte, dass der legale Markt kleiner und der Spielerschutz schlechter wird.
Die dänische Regierung begründet ihre Pläne damit, dass es ein erhebliches Problem mit Spielsucht in Dänemark gebe. Nach Regierungsangaben leidet in Dänemark etwa eine halbe Million unter Spielsuchtproblem, wobei etwa 30.000 Spieler stark betroffen seien. Mit der strengen Regulierung soll der Markt verkleinert werden. Doch kann dies wirklich funktionieren oder handelt es sich um eine Scheinlösung?
Dänische Glücksspielbranche reagiert empört
Der Direktor des einflussreichen Branchenverband Spillebranchen, Morten Rønde, warnte in einer ersten Stellungnahme davor, das bestehende System grundlegend zu verändern. In Dänemark sei in den vergangenen Jahren ein funktionstüchtiges Modell für die Glücksspielregulierung etabliert worden. Der konstruktive Austausch zwischen den Glücksspielanbietern und der Regulierungsbehörde funktioniere exzellent.
Nach Einschätzung von Rønde ist der größte Vorteil der aktuellen Regulierung, dass eine sinnvolle Balance zwischen Spielerschutz und einem attraktiven legalen Glücksspielmarkt gefunden worden sei. Wenn man diesen Ansatz verlasse, könnte es leicht passieren, dass der Spielerschutz in der Praxis schlechter werde, obwohl der Umsatz auf dem legalen Markt sinke. Die geplanten Maßnahmen seien zudem nicht evidenzbasiert.
Strengere Regulierung könnte Schwarzmarkt in Dänemark stärken
Gerade beim Online-Glücksspiel zeigt sich immer wieder, dass eine strenge Regulierung des legalen Marktes dazu führt, dass die Spieler auf den unregulierten Markt abwandern. Es ist enorm schwierig, Online-Casinos und Online-Buchmacher mit internationalen Lizenzen auszusperren. Das gelingt in Dänemark aktuell auch nicht. Der entscheidende Grund dafür, dass die Regulierung trotzdem gute Ergebnisse und eine ordentliche Kanalisierung ermöglicht, ist die Attraktivität des legalen Marktes.
Wenn der Markt deutlich eingeschränkt wird und die legalen Wettanbieter weniger werben dürfen, führt dies fast zwangsläufig dazu, dass die Anbieter auf dem Schwarzmarkt gestärkt werden. Mit einer Kanalisierungsrate von bis zu 90 % war Dänemark in den vergangenen Jahre Spitzenreiter der EU-Länder bei der Regulierung des Online-Glücksspiels.
Wirtschaftliche Folgen für legale Glücksspielanbieter
Für die legalen Glücksspielanbieter könnte das Werbeverbot zu einem Umsatzrückgang von bis zu 12 Mio. € führen. Die sinkenden Einnahmen in der Glücksspielbranche würden zudem dazu führen, dass auch die staatlichen Steuereinnahmen sinken. Es kann auch sein, dass sich einzelne Betreiber komplett aus Dänemark zurückziehen, da der Markt nicht mehr lukrativ genug ist, wenn die Regulierung deutlich verschärft wird.
Insgesamt plant die dänische Regierung über 20 Maßnahmen, um den Markt stärker zu regulieren. Anstatt eine Maßnahme nach der anderen einzusetzen und die Wirkung zu überprüfen, könnte das gesamte Maßnahmenpaket am Ende dazu führen, dass der gut funktionierende Markt mit einem ordentlichen Spielerschutz innerhalb kurzer Zeit zerstört wird. Das kann niemand wollen, der ernsthaft an Spielerschutz interessiert ist.
Bester Spielerschutz auf legalen Glücksspielmarkt
Es ist eine Binsenweisheit, dass Spieler nur von strengen Spielerschutzmaßnahmen profitieren, wenn Sie bei den entsprechenden Anbietern spielen. Das oberste Ziel muss es deswegen sein, die Spieler auf dem legalen Markt zu halten. Ohne attraktive Angebote, die vielleicht nicht ganz so spannend sind wie der Schwarzmarkt, aber auch nicht allzu weit entfernt, funktioniert das bislang in Dänemark recht gut.
Wenn ein Spieler den legalen Markt verlässt, verliert er auch jeden sinnvollen Spielerschutz. Zwar bieten auch die seriös betriebenen Casinos auf dem Schwarzmarkt einen Selbstausschluss an. Aber insgesamt ist der Spielerschutz deutlich schlechter, insbesondere hinsichtlich Limits und Verlustbegrenzungen. Doch das scheint viele Politiker nicht zu interessieren, denn am Ende zählen vor allem die Zahlen, die der legale Markt produziert.
Deutschland als schlechtes Vorbild für Dänemark?
In Deutschland wurde mit dem Glücksspielstaatsvertrag 2021 eine sehr strenge Regulierung des Online-Glücksspiels eingeführt. In Online-Casinos gibt es etwa ein Einzahlungslimit von 1.000 € und ein Einsatzlimit von 1 €. Dazu werden die Aktivitäten der Spieler systematisch erfasst und es gibt ein anbieterübergreifendes Spielersperrsystem.
Die deutsche Glücksspielregulierung wäre herausragend, wenn es keinen Schwarzmarkt gäbe. Doch es gibt ernst zu nehmende Schätzungen, dass die Kanalisierungsrate in Deutschland unter 50 % liegt. Die offiziellen Angaben liegen deutlich höher. Aber wer sich ein wenig umschaut, wird leicht erkennen, dass es einen riesigen Schwarzmarkt für deutsche Glücksspiel-Fans gibt.
Dänemark hat es bislang geschafft, die Fehler der deutschen Glücksspielregulierung zu vermeiden. Doch das scheint sich nun zu ändern. Am Ende muss die dänische Glücksspielbehörde nur behaupten, dass die Kanalisierungsrate höher ist als vorher, und die Zahlen in den offiziellen Berichten müssen gut aussehen. Dann wird die dänische Regierung die Verschärfung der Glücksspielregulierung als Erfolg werten. Ob das dann aber auch der Realität entsprechen wird, sollte zumindest gründlich geprüft werden.
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