Selten war das Feld beim Deutschen Entwicklerpreis so abwechslungsreich wie 2025. Nach dem Erfolg von Enshrouded im vergangenen Jahr rücken diesmal drei Spiele ins Rampenlicht, die kaum unterschiedlicher sein könnten: The Darkest Files, Lonely Mountains: Snow Riders und Tiny Bookshop. Berlin und Köln liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den wichtigsten Award der deutschen Gamesbranche.
Die Bedeutung des Deutschen Entwicklerpreises
Der Deutsche Entwicklerpreis gilt als älteste Auszeichnung für Spiele aus dem deutschsprachigen Raum. Bereits seit 2004 würdigt er kreative Leistungen von Studios, Publishern und Einzelpersonen, die Spiele inhaltlich oder technisch voranbringen. Vergeben wird er traditionell in Köln. In diesem Jahr findet die Verleihung am 2. Dezember vor rund 500 Gästen aus der Branche statt.
Neben Kategorien wie „Bestes Gamedesign“ oder „Beste Story“ steht die Königsklasse „Bestes Deutsches Spiel“ im Mittelpunkt. Hier entscheidet eine Fachjury aus Entwicklern, Journalisten und Branchenvertretern über die Nominierten.
In den vergangenen Jahren gingen die Trophäen an Titel wie Anno 1800, Chained Echoes oder Enshrouded. Alles Spiele, die gezeigt haben, wie vielfältig und eigenständig die deutsche Szene in den letzten Jahren geworden ist. Der Preis ist damit längst mehr als eine Branchenfeier und zeigt, wie gut und professionell sich diese wachsende Industrie in Deutschland entwickelt hat.
Der Sieger im Vorjahr: Enshrouded zeigt, was deutsche Studios können

Der Sieger des Deutschen Entwicklerpreises 2024 war Enshrouded vom Frankfurter Studio Keen Games. Seit dem Early-Access-Start im Januar 2024 begeisterte das Survival-Action-Rollenspiel mit seiner offenen, voxelbasierten Welt und dem Koop-Modus für bis zu 16 Spieler.
Besonders gelobt wurde dabei das flexible Bausystem, das an Valheim erinnert und nahezu unbegrenzte Kreativität erlaubt. Die Begeisterung der Fans auf unterschiedlichen Plattformen ist groß. „Das Spielgefühl erinnert an die besten Momente aus Minecraft, aber mit mehr Struktur und Atmosphäre“, schrieb ein Spieler auf Reddit begeistert.
Kritiker sehen Enshrouded als gelungenen Beweis dafür, dass deutsche Studios im internationalen Vergleich längst mithalten können. Auch wenn das Kampfsystem noch ein wenig Feinschliff vertragen könnte, gilt der Titel schon jetzt als eines der spannendsten Projekte im Survival-Genre und als Aushängeschild für die hiesige Entwicklerlandschaft.
Die Frage lautet nun: Wer übernimmt das Erbe von Enshrouded und setzt das nächste Kapitel deutscher Spielgeschichte?
Nominierung #1: Lonely Mountains: Snow Riders

Mit Lonely Mountains: Snow Riders knüpft das Berliner Studio Megagon Industries an den Erfolg seines Vorgängers Lonely Mountains: Downhill an, diesmal allerdings auf verschneiten Pisten statt auf staubigen Trails. Das Konzept bleibt vertraut. Ziel ist es, möglichst elegant, schnell und fehlerfrei den Berg runterzukommen.
Ob auf der Jagd nach Bestzeiten oder beim gemütlichen Erkunden neuer Routen schafft Snow Riders den Spagat zwischen Zen-Moment und Adrenalinkick sehr gut. Die Steuerung reagiert punktgenau, die Physik wirkt glaubwürdig, und jeder Sturz motiviert dazu, es gleich noch einmal zu versuchen. Wer will, kann sich auf Sekundenjagd begeben. Wer möchte, kann aber auch einfach die Landschaft genießen. Genau diese Balance macht den Reiz aus und zeigt, wie stark sich Spielmechanik und Atmosphäre ergänzen können.
Nominierung #2: The Darkest Files

The Darkest Files von Paintbucket Games führt die Spieler in die Nachkriegszeit der 1950er Jahre. Als junge Staatsanwältin Esther Katz rekonstruierst du reale NS-Verbrechen und versuchst, die Verantwortlichen vor Gericht zu bringen. Das Spiel verzichtet auf Action und Tempo, setzt stattdessen auf Recherche, Gespräche und moralische Entscheidungen.
Die ruhige Inszenierung verlangt zwar Geduld, belohnt dafür aber mit Tiefe. Dokumente, Zeugenaussagen und Erinnerungen fügen sich langsam zu einem Gesamtbild zusammen, das lange nachwirkt. Gerade diese Zurückhaltung verleiht dem Spiel seine Wirkung. The Darkest Files erinnert daran, dass Videospiele auch Orte des Erinnerns sein können. Es handelt sich dabei um ein ernstes und mutiges Projekt, das wie viele herausragende Indie-Games zeigt, wie Geschichte interaktiv erfahrbar gemacht werden kann.
Nominierung #3: Tiny Bookshop

Mit Tiny Bookshop bringt das Kölner Studio Neoludic Games eine liebevolle Simulation auf die Bildschirme, die sowohl Bücherfans als auch Cozy-Game-Freunde anspricht. Im Mittelpunkt steht eine mobile Buchhandlung, die Tag für Tag an neuen Orten der fiktiven Stadt Bookstonbury Halt macht.
Zwischen Teeduft, Hafenrauschen und Gesprächen mit Stammkundschaft entsteht eine Atmosphäre, die an Sommertage in kleinen Buchläden erinnert. Dabei geht es weniger um wirtschaftliche Optimierung, sondern vielmehr um die Begegnungen mit den Menschen und um die kleinen Entscheidungen im Leben. Jede Straße und jeder Verkaufsplatz erzählt ein eigenes Stück vom Stadtleben. Tiny Bookshop ist sehr entschleunigend und zeigt, dass Spiele nicht laut und schrill sein müssen, um Eindruck zu hinterlassen.
Und der Preis geht an …?
Jedes dieser drei Spiele hätte sich den Award verdient. Doch egal, wer am 2. Dezember die Kristalltrophäe in Köln mitnimmt, gewonnen haben sie eigentlich schon alle. Wie die vergangenen Jahre zeigen, sorgt allein schon die Nominierung für Aufmerksamkeit und spürbare Reichweite, denn der Deutsche Entwicklerpreis ist nicht nur eine Auszeichnung, sondern auch ein wichtiges Schaufenster für die Vielfalt deutscher Spielekultur. Jetzt heißt es: Daumen drücken und abwarten.
