Der Glücksspielmarkt in Finnland steht vor einem kritischen Wendepunkt. Bislang hat der staatliche Glücksspielanbieter Veikkaus ein Monopol. Doch Finnland wird im Jahr 2027 den Glücksspielmarkt für private Anbieter öffnen. Das ist ein fundamentaler Paradigmenwechsel in der finnischen Glücksspielpolitik.
Das Scheitern der Monopolstrategie in Finnland
Ähnlich wie in Deutschland galt auch in Finnland das staatliche Glücksspielmonopol lange Zeit als Garant für Spielerschutz und Kontrolle. Doch mit dem Online-Glücksspiel hat sich die Realität verändert. In Finnland liegt die Kanalisierung des gesamten Glücksspielmarkts bei unter 50 %.
Die staatlichen Einnahmen über Glücksspiele haben sich seit 2017 zudem fast halbiert. Das staatliche Glücksspielmonopol funktioniert nicht mehr, weil es einen riesigen Online-Glücksspielmarkt außerhalb der Regulierung gibt.
Dieser Erosionsprozess ist kein finnisches Phänomen. Auch in Deutschland sah man sich nach langem Zögern dazu gezwungen, mit dem Glücksspielstaatsvertrag 2021 ein Lizenzierungssystem für private Glücksspielanbieter zu schaffen.
Das Internet hat die Spielregeln des Marktes komplett verändert. Ein staatliches Monopol lässt sich nicht mehr effektiv durchsetzen. Deswegen ist es besser, ein offenes System zu schaffen, um eine höhere Kanalisierungsquote zu erreichen.
Politischer Konsens und organisatorische Hürden
Bei der Auflösung des Glücksspielmonopols ist Finnland noch langsamer als Deutschland. Aber bemerkenswert ist, dass es mittlerweile einen breiten politischen Konsens gibt.
Alle relevanten Parteien erkennen an, dass das bisherige Monopol nicht mehr zeitgemäß ist. Sogar Vertreter des staatlichen Glücksspielanbieters Veikkaus haben öffentlich erklärt, dass sie sich ein privates Lizenzierungssystem wünschen.
Bei der praktischen Umsetzung gibt es allerdings Differenzen. Die neue finnische Glücksspielbehörde, die für die Regulierung des Online-Glücksspiel zuständig sein wird, wird erst 2026 ihre Arbeit aufnehmen.
Immerhin wird die Glücksspielbehörde vor Einführung der neuen Regulierung etabliert. In Deutschland musste die Glücksspielbehörde erst mit der Regulierung aufgebaut werden. Dabei kam es allerdings zu erheblichen Schwierigkeiten, die zumindest teilweise auch in Finnland zu befürchten sind.
Ein reibungsloser Übergang wäre nach Einschätzung vieler Experten nur mit einer längeren Vorlaufzeit nötig. Der Aufbau einer Glücksspielbehörde, die sich mit internationalen Glücksspielanbietern auseinandersetzt, ist eine anspruchsvolle Aufgabe.
Die Achillesferse des Systems: Bekämpfung des Schwarzmarkts
In Finnland soll der Schwarzmarkt, anders als in Deutschland, nicht mit Payment Blocking und IP-Sperren durchgesetzt werden. Das ist ein sehr liberaler Ansatz, der dazu führen wird, dass die Anbieter auf dem Schwarzmarkt leichtes Spiel haben. Noch ist allerdings unklar, wie die Regulierung genau aussehen wird.
Sehr strenge Regeln, etwa niedrige Einzahlungslimits und Einsatzlimits sowie eine Beschränkung des Spielangebots, könnten dazu führen, dass die Kanalisierung am Ende noch schlechter wird. Deutschland ist ein gutes Beispiel dafür, dass eine gut gemeinte Glücksspielregulierung nicht automatisch zu einem attraktiven Markt führt.
Wenn die finnische Glücksspielbehörde keine wirkungsvollen Durchsetzungsinstrumente hat, wird es sehr schwierig sein, Spieler davon zu überzeugen, dass sie den fast zwangsläufig unattraktiveren legalen Markt den illegalen Anbietern vorziehen.
Es gibt bereits Stimmen aus der Branche, die davor warnen, dass die Glücksspielregulierung schon nach kurzer Zeit überarbeitet sein muss, weil es auf Basis der aktuell geplanten Regeln schwierig sein dürfte, den Schwarzmarkt effektiv zu bekämpfen.
Deutschland als Gegenmodell: Regulierung mit Zähnen
Deutschland hat mit dem Glücksspielstaatsvertrag 2021 eine sehr strenge Glücksspielregulierung umgesetzt, die mittlerweile auch flankiert wird von Durchsetzungsinstrumenten wie Payment Blockung und IP-Sperren. Allerdings ist die Kanalisierung in Deutschland trotzdem schlecht. Die Glücksspielanbieter auf dem Schwarzmarkt sind flexibel und wesentlich schneller als die deutsche Glücksspielbehörde.
Obwohl Glücksspielanbieter ohne Lizenz in Deutschland keine Möglichkeit haben, beliebte Zahlungsmethoden wie PayPal und Paysafecard zu nutzen, scheint dies den Markt kaum zu beeinträchtigen. Zudem profitieren die Anbieter auf dem Schwarzmarkt davon, dass sie, anders als die lizenzierten Glücksspielanbieter, die Möglichkeit haben, Ein- und Auszahlungen mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen zu erlauben.
Die Attraktivität der legalen Anbieter wird durch ein monatliches Einzahlungslimit in Höhe von 1000 €, das anbieterübergreifend durchgesetzt wird, vor allem für High Roller eingeschränkt.
Für alle Spieler ist es ärgerlich, dass es in Online-Casinos ein Einsatzlimit von 1 € gibt. Zudem krankt der deutsche Glücksspielmarkt daran, dass ausschließlich virtuelle Spielautomaten lizenziert werden.
Nur in einigen Bundesländern gibt es kleine Angebote mit Online-Tischspielen, aber nicht auf internationalem Niveau. Auf dem Schwarzmarkt gibt es hingegen Roulette, Blackjack, Poker und andere Klassiker in hochwertigen Live-Casinos.
Finnland geht eigenen Weg bei Glücksspielregulierung
Das staatliche Glücksspielmonopol ist in Finnland bald Geschichte. Aber es ist keineswegs sicher, dass das neu geplante Lizenzierungssystem ein Erfolg wird. Finnland geht einen anderen Weg als Deutschland. Ob dieser Weg erfolgreich ist, wird sich in erster Linie an der Kanalisierungsquote zeigen. Wenn ein großer Teil der Spieler den legalen Markt nutzt, ist das ein gutes Zeichen.
Zugleich muss aber auch ein vernünftiger Spielerschutz gewährleistet werden. Das Spannungsfeld zwischen Attraktivität und Spielerschutz lässt sich nicht perfekt auflösen. Aber in Deutschland zeigt sich, dass es nicht die beste Idee ist, ausschließlich auf den Spielerschutz zu schauen. Spieler, die den legalen Markt meiden, weil die Regeln zu streng sind, haben am Ende einen deutlich schlechteren Spielerschutz auf dem Schwarzmarkt.
