Der niederländische Online-Glücksspielmarkt steht vor einer drastischen Veränderung. Die Lizenzauflagen werden erneut deutlich verschärft. Dazu wird die Besteuerung der Glücksspielanbieter erhöht. Schon jetzt ist die Online-Glücksspielregulierung in den Niederlanden im europäischen Vergleich streng. Mit den neuen Vorschriften und Maßnahmen soll der Spielerschutz verbessert werden.
Was ist geplant in den Niederlanden?
Seit dem 1. Januar 2025 müssen die Glücksspielanbieter in den Niederlanden bereits 34,2 % des Bruttospielertrags (GGR) als Steuer abführen. Zum 1. Januar 2026 kommt eine weitere Erhöhung auf 37,8 %.
Allerdings hatte die letzte Steuererhöhung nicht den gewünschten Erfolg. Das Steueraufkommen sollte mit der neuen Steuer ein zusätzliches Steueraufkommen von 100 Millionen € generiert werden. Die Schätzungen für 2025 deuten aber darauf hin, dass es zu einem Rückgang beim Steueraufkommen in Höhe von etwa 40 Millionen kommt.
Befürworter sehen darin trotzdem einen Erfolg, da das geringere Steueraufkommen zeige, dass weniger gespielt werde. In der Rechnung ist allerdings der unregulierte Glücksspielmarkt nicht enthalten. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass viele Spieler zu internationalen Glücksspielanbietern ohne niederländische Lizenz abgewandert sind.

Zum 1. Januar 2026 werden neue Lizenzauflagen eingeführt. Bei jedem Lizenzantrag und jeder Lizenzverlängerung müssen Glücksspielanbieter einen Exitplan vorlegen. Zudem wird eine Risikoanalyse nach dem niederländischen Geldwäscherichtlinie-Gesetz durchgeführt. Ferner sind neue Richtlinien zu den Themen Spielerschutz, Werbung und Compliance geplant.
Mit den neuen Regeln soll aggressive Werbung effektiver unterbunden werden. Zudem soll der Kampf gegen Geldwäsche optimiert werden. Für die Glücksspielanbieter führen die neuen Regeln zu steigenden Compliance-Kosten und sinkenden Gewinnmargen. Zudem verweisen die Glücksspielanbieter in den Niederlanden darauf, dass die strengeren Regeln zu einer Abwanderung der Spieler auf den illegalen Markt führen könnten.
Warum verschärfen die Niederlande die Glücksspielregulierung?
Es gibt drei zentrale Ziele, die mit den Verschärfungen der Glücksspielregulierung umgesetzt werden sollen:
- Spielerschutz: Durch strengere Regeln soll der Spielerschutz bei den Glücksspielanbietern mit niederländischer Lizenz verbessert werden.
- Werbebeschränkungen: Die Werberichtlinien sollen erheblich verschärft werden, damit weniger Menschen spielen.
- Kanalisierung: Die legal operierenden Anbieter sollen den Markt beherrschen und den illegalen Märkte verdrängen.
Der ursprüngliche Plan der niederländischen Regierung sah zusätzliche Steuereinnahmen in Höhe von 200 Millionen Euro zwischen 2025 und 2028 vor. Die ersten Erfahrungen zeigen allerdings, dass dieses Ziel kaum zu erreichen ist.
Auswirkungen auf Glücksspielanbieter und Markt
Für die lizenzierten Anbieter auf dem niederländischen Glücksspielmarkt bedeuten die neuen Regeln:
- Die Compliance- und Lizenzkosten steigen erheblich.
- Höhere Steuersätze reduzieren die Gewinnmargen.
- Höheres Risiko, Kunden an illegale Anbieter zu verlieren.
Flutter Entertainment hat bereits im September 2024 seine Bingo-Marke Tombola.nl mit der Begründung zurückgezogen, dass ein wirtschaftlich sinnvoller Betrieb mit den neuen Vorschriften und Steuern nicht möglich sei.
Für den Markt insgesamt bedeutet dies:
- Die Anzahl der lizenzierten Anbieter könnte weiter sinken, da es schwieriger wird, Gewinne auf dem niederländischen Glücksspielmarkt zu erwirtschaften.
- Die Erfolgschancen für illegale Glücksspielanbieter steigen, da zumindest ein Teil der höheren Kosten von den Anbietern an die Endkunden weitergegeben werden. Das führt dazu, dass die Angebote auf dem legalen Markt unattraktiver werden.
- Für die niederländische Glücksspielbehörde Kansspelautoriteit (KSA) wird es schwieriger, Kanalisierung und Spielerschutz miteinander in Balance zu bringen.
Ein Vergleich mit dem deutschen Glücksspielmarkt
Ähnlich wie in den Niederlanden dominiert in Deutschland die Vorstellung, dass der Glücksspielmarkt möglichst stark reguliert werden sollte, um den Spielerschutz zu optimieren.
- In Deutschland gilt der Glücksspielstaatsvertrag 2021, der bundesweite Lizenzen für Online-Slots ermöglicht. Dazu können die einzelnen Bundesländer Online-Tischspiele zulassen, aber jeweils nur innerhalb der Landesgrenzen.
- In Deutschland wird der Bruttospielertrag bei Online-Glücksspielanbietern nicht besteuert. Aber dafür gibt es eine Glücksspielsteuer, die von jedem Einsatz abgezogen wird.
- In Deutschland steht die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder ebenfalls vor dem großen Problem, die Kanalisierung zu verbessern.
In Deutschland sind die Regeln in mancher Hinsicht noch strenger als in den Niederlanden. Die Glücksspielsteuer führt etwa dazu, dass die Auszahlungsquoten der Slots deutlich niedriger sind. Zudem ist es ein Problem für die lizenzierten Anbieter, dass nur Online-Spielautomaten bundesweit zugelassen sind. Die unregulierten Anbieter können deutlich attraktivere Spiele-Portfolios mit höheren Auszahlungsquoten anbieten.
Keine guten Aussichten
Ohne eine umfassende Bekämpfung des unregulierten Glücksspielmarktes wird es schwierig werden, in den Niederlanden den Spielerschutz zu verbessern. Der Staat verliert Einnahmen, die legalen Anbieter verdienen weniger und die Spieler haben weniger Spaß auf dem regulierten Markt.

Die Ideen der niederländischen Regierung zur Regulierung des Online-Glücksspielmarkts würden wohl nur auf einem geschlossenen Markt funktionieren. Aber das Internet ist offen und es ist bislang keinem Land in Europa gelungen, den Schwarzmarkt wirkungsvoll einzuschränken.
Es könnte allerdings sein, dass für viele Politiker in den Niederlanden und auch in Deutschland wichtiger ist, dass auf dem Papier der Spielerschutz besser wird mit strengeren Gesetzen und höheren Steuern.
Aber in der Praxis dürfte es eher so sein, dass der Spielerschutz schlechter wird, da gerade die gefährdeten Spieler durch unattraktivere Angebote stärker dazu tendieren, auf dem Schwarzmarkt zu spielen. Politik sollte immer damit anfangen, die Realität anzuerkennen, auch beim Thema Glücksspielregulierung.